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Abwechslung tut gut: Innovative pädagogische Konzepte in Kindertagesstätten

Autorin Marion Reiss
Marion Reiß
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Lesezeit ca. 5 Minuten

Abenteuer, Entdeckung, Kreativität – in modernen Kindergärten dreht sich alle um das ganzheitliche Lernen der Kinder. Ob im naturnahen Waldkindergarten, beim selbständigen Erforschen im Situationsansatz oder dem fantasievollen Gestalten nach Fröbel – Kinder stehen hier als aktive Mitgestalter im Mittelpunkt.

Waldkindergarten: Abenteuer im Grünen

Inmitten von Bäumen, Sträuchern und Wiesen lernen und spielen Kinder im Waldkindergarten. Statt fester Räume bietet die Natur den Rahmen für vielfältige Aktivitäten. Die Kinder erkundigen eigenständig ihre Umgebung, erproben motorische Fähigkeiten und erfahren die Jahreszeiten hautnah. Das zentrale Merkmal des Waldkindergartens ist, dass die Kinder die meiste Zeit im Freien, im Wald, verbringen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kindergärten gibt es hier keinen geschlossenen Gebäudekomplex, sondern lediglich einen geschützten Raum in Form eines Bauwagens oder einer Hütte.  Der Wald selbst ist also der Hauptaufenthaltsort der Kinder. Hier können sie die Natur mit allen Sinnen erleben, entdecken und erforschen. Sie klettern auf Bäume, bauen Unterschlüpfe, beobachten Tiere und erleben die Jahreszeiten hautnah mit.
Der geschützte Raum in Form des Bauwagens dient in erster Linie als Rückzugsort, an dem die Kinder essen, schlafen oder Unterschlupf finden können. Ansonsten verbringen sie den Großteil ihrer Zeit aktiv und selbstständig im Wald.
Erzieher begleiten und unterstützen die Entdeckungsreisen, greifen aber bewusst nicht zu stark ein. Diese Konzept fördert in besonderem Maße die Motorik, Kreativität und Naturverbundenheit der Kinder. Sie können ihren natürlichen Bewegungsfreude nachgehen und lernen die Umwelt unmittelbar kennen.

Situationsansatz: Lebenswelt als Lernfeld

Beim Situationsansatz steht die unmittelbare Lebenswelt der Kinder im Mittelpunkt. Erzieher beobachten genau, was die Kinder gerade beschäftigt und verwenden dies für gezielte Lerneinheiten. Ob der bevorstehende Geburtstag, der Besuch beim Bäcker oder ein aktuelles Geschehen – all das wird aufgegriffen und in spannende Projekte umgesetzt. Ausgehend von sogenannten „Schlüsselsituationen“ entwickeln die Erzieher dann geeignete Lernangebote und Aktivitäten: So lernen die Kinder ganz natürlich und handlungsorientiert, indem sie sich mit Themen auseinandersetzen, die für sie persönlich bedeutsam sind und die sie direkt in ihrem Alltag anwenden können.
Der Situationsansatz betont also den engen Lebensweltbezug des frühkindlichen Lernens. Er sieht das Kind als aktiven Konstrukteur seiner Entwicklung, der seine Umwelt selbstständig erkundet und versteht.

Fröbel-Pädagogik: Lernen durch Spiel und Beschäftigung

Der Kindergründer Friedrich Fröbel setzte schon vor über 150 Jahren auf „Lernen durch Tun“. In seiner Pädagogik stehen Spiel, Beschäftigung und freie Entfaltung im Vordergrund. Kinder sollen selbstständig und kreativ tätig werden, um so ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Die Natur und ihre Elemente spielen eine wichtige Rolle, um Kinder sinnlich-praktisch lernen zu lassen. Fröbel entwickelte ein System an Spielmaterialien und Beschäftigungsmitteln, die symbolisch-kreative Prozesse anregen. Erzieher begleiten und unterstützen die Kinder, greifen aber nicht zu stark ein. Nach gezielten Angeboten haben die Kleinen viel Freiraum zum freien Spiel. Dabei ist auch eine Erziehungspartnerschaft von Bedeutung, die sich in einer engen Zusammenarbeit zwischen Erziehern und Eltern äußert.

Bewegungskindergarten: Körper und Geist im Einklang

Der Bewegungskindergarten hat seine Wurzeln in den Konzepten von Jean Piaget und Maria Montessori. Ursprünglich war er als Ergänzung zu deren pädagogischen Ansätzen gedacht.
Inzwischen hat sich der Bewegungskindergarten jedoch zu einem eigegenständigen Konzept entwickelt, das die Bedeutung von Bewegung in den Fokus rückt. Das Kernprinzip ist, dass Kinder möglichst viel Freiraum und Anregung für ihre natürliche Bewegungsfreude erhalten. Statt reiner Sitzaktivitäten stehen Bewegungsangebote und -erfahrungen im Mittelpunkt. Ob Klettern, Tanzen oder Rollenspiele – die Mädchen und Jungen können ihren Bewegungsdrang ausleben und gleichzeitig wichtige Kompetenzen entwickeln. Neben den motorischen Fähigkeiten zielt der Bewegungskindergarten auch auf die Förderung kognitiver, emotionaler und sozialer Kompetenzen ab. Denn Bewegung ist ein zentraler Schlüssel für ganzheitliches Lernen.

Freinet-Pädagogik: Selbstständiges Lernen und Mitbestimmung in Kitas

Die Freinet-Pädagogik wurde vom französischen Lehrer Celestin Freinet entwickelt und ist geprägt von seinem Verständnis von Lernprozessen. Mit Freinet-Pädagogik über nehmen die Kinder viel Verantwortung für ihr eigenes Lernen. Sie entscheiden selbst, womit sie sich beschäftigen möchten und planen ihre Aktivitäten eigenständig. In der Gruppe arbeiten und lernen die Kinder gemeinsam, unterstützen und inspirieren sich gegenseitig. Dabei ist die Lernumgebung lebensnah gestaltet und bietet vielfältige Materialien zum Forschen und Ausprobieren. Längerfristige Projekte, die die Kinder selbst mitgestalten, stehen im Fokus anstelle von Frontalunterricht. Kinder können im Klassenrat demokratisch Entscheidungen treffen und ihre Lernumgebung mitgestalten.
Die Erzieher begleiten und unterstützen lediglich, greifen aber nicht zu stark ein. Neben individuellen Lernformen wie Wochenarbeit gibt es auch viele Gesprächskreise, in denen die Kinder ihre Ideen einbringen und gemeinsam Entscheidungen treffen können.
Die Freinet-Pädagogik zielt darauf ab, Kinder als aktive, kreative und selbstständige Lerner zu fördern. Dabei sollen sie eigenverantwortlich und in Kooperation mit anderen lernen können.

Fazit:

Die verschiedenen Ansätze verfolgen trotz unterschiedlicher Schwerpunkte einige gemeinsame Ziele. Sie stellen allesamt das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit.
Der Waldkindergarten sowie der Bewegungskindergarten betonen die Bedeutung von Naturerfahrung und Bewegung für die ganzheitliche Entwicklung der Kinder. Der Situationsansatz hingegen orientiert sich an den aktuellen Lebenssituationen und Themen der Kinder. Fröbel und Freinet legen wiederum besonderen Wert auf kreative, selbstbestimmte Lernprozesse.
Gemeinsam ist den Konzepten, dass sie Kinder als kompetente, eigenaktive Gestalter ihrer Entwicklung wahrnehmen. Die pädagogischen Fachkräfte verstehen sich in erster Linie als Begleiter und Unterstützer dieser individuellen Lernwege. Eltern werden dabei aktiv in die Arbeit eingebunden.
Insgesamt zielen die Ansätze darauf ab, Kinder optimal in ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu fördern und sie mit Kompetenzen auszustatten, die sie für ihren weiteren Lebensweg benötigen. Dabei stellen sie jeweils spezifische Aspekte in den Vordergrund, die sich in der Praxis gut miteinander vereinbaren lassen.

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